Stützräder am Kinderfahrrad? Besser nicht

Ein Fahrrad mit Stützrädern – so lernten Kinder früher das Fahrradfahren. Heute ist man davon abgekommen. Und das hat drei einfache Gründe.

Heutige Eltern haben oft selbst noch das Fahrradfahren mit Stützrädern gelernt. Da liegt es nahe zu denken: „So mache ich es auch mit meinem Kind.“ Aber bevor Du jetzt Stützräder montieren möchtest: Erfahre hier die Gegenargumente der Experten.

 

Grund #1: Stützräder vermindern das Balancegefühl

Das Fahrradfahren ist im Prinzip ein ständiges Ausbalancieren: Auf zwei Rädern kippt man unweigerlich zu einer Seite. Darauf reagieren wir mit einem leichten Lenkeinschlag und einer Gewichtsverlagerung zum Kurveninneren, damit die Fliehkraft uns wieder aufrichtet. Bei geübten Fahrradfahrern ist dieses ständige Austarieren kaum mehr zu erkennen – höchstens noch an den leichten S-Kurven der Reifenspuren.

Es liegt also in der Natur des Fahrradfahrens, sich immer wieder leicht in eine Kurve zu legen. Stützräder verhindern aber die Kurvenlage bzw. blockieren sie auf unnatürliche Weise. Und so würde sich Dein Kind auf einem Fahrrad mit Stützrädern eine gegenläufige Bewegung aneignen: Es lässt sich eher ins Kurvenäußere fallen.

Hat ein Kind diesen Bewegungsablauf verinnerlicht, wird es umso schwieriger, das echte Fahrradfahren zu lernen. Denn es tut gewohnheitsmäßig genau das Falsche. Umso größer der Frust, wenn sich ein Kind die Stützräder abgewöhnen soll. Denn es dachte ja, es könne schon Fahrrad fahren – und fängt nun quasi wieder bei null an.

 

Grund #2: Die Generation Laufrad

Früher kannten Kinder vor dem Fahrradfahren nur ein Fahrzeug: den Roller. Der leistet auch heute noch gute Dienste, wenn es um Geschicklichkeit und Gleichgewicht geht. (–> Scooterfahren lernen) Heutige Kinder sind aber in der Regel schon ab zwei Jahren mit einem Fahrzeug unterwegs, das die ideale Vorstufe zum Fahrrad darstellt: mit einem Laufrad.

Auf dem Laufrad lernt Dein Kind bestens das Ausbalancieren und Dahinrollen mit einem einspurigen Fahrzeug. Deshalb fällt den meisten Laufradkindern der Umstieg aufs Fahrrad auch nicht schwer. Setzt man ein Laufradkind dagegen auf ein Fahrrad mit Stützrädern, ist das eher ein Rückschritt. Und das Treten in Pedale können Kleinkinder ebenfalls schon lernen: auf einem Dreirad.

Stützräder mögen für die Eltern und Großeltern in ihrer Kindheit noch eine Berechtigung gehabt haben. Für die heutige Generation Laufrad sind sie überflüssig.

Warum wir von PUKY dann selbst Stützräder als Zubehör verkaufen? Weil es Kinder gibt, die keine Gelegenheit hatten, mit anderen Fahrzeugen ans Fahrrad heranzuwachsen. Für sie empfehlen wir Stützräder, aber nur für die allerersten Fahrversuche.

 

Grund #3: Stützräder können zu Sturzrädern werden

Hauptargument für ein Fahrrad mit Stützrädern ist die vermeintlich höhere Sicherheit. Das Gegenteil kann aber der Fall sein und Stützräder können zum Sicherheitsrisiko werden. Zum Beispiel, wenn Dein Kind nah an einer Bordsteinkante vorbeifährt. Dann hängt das eine Stützrad in der Luft. Und wenn Dein Kind das Gewicht auf die betroffene Seite verlagert, kippt es unvermittelt um.

 

Fazit: Es ist verständlich, wenn Eltern ihren Kindern das Fahrradfahren so beibringen möchten, wie sie es selbst gelernt haben – nämlich mit Stützrädern. Heutige Kinder sind aber durch Laufrad & Co. so geschult, dass ihnen Stützräder nicht helfen. Im Gegenteil, sie schaden meist eher.

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